NIEDERNBURG-KONZERTE

Heinrich Ignaz Franz Biber – Zigeunergeiger mit rebellischem Charakter
Im Gotischen Langhaus Kloster Niedernburg

Biber schaut sich die Kunstfertigkeit beim Violinspiel von den fahrenden Zigeunern ab, die, den Türken ausweichend, immer weiter in den Westen ziehen... Als er von einer Reise nach Tirol zum berühmten Geigenbauer Stainer nicht mehr zurückkehrt, sondern sich in Salzburg um eine Stelle als Geiger bewirbt, wird er beinahe in Ketten abgeführt. Sein rebellischer Geist widerspiegelt sich in seiner Sonatensammlung «Sonatae Violine solo, 1681». Er sprengt darin alle technischen und musikalischen Grenzen und wird dadurch zum Vorbild und zur geigerischen Heimat für mehrere Geigergenerationen.

«Klang der Kulturen» möchte das multikulturelle Grundgefühl vermitteln, das in der Barockzeit zur Ausbildung einer paneuropäischen Kultur des Klanges führte.

Biber wird 1644 in Wartenberg (Böhmen) geboren. 1688 befindet er sich immer noch in Böhmen. Er wirkt als Gambist und Geiger in Ölmütz (Böhmen). Danach streicht er in Kremsier (Böhmen) in der berühmten Kapelle des Bischofs Karl Lichtenstein-Kastelkorn. Erst 1671 beginnt er seinen Dienst in Salzburg als «Hofviolinist». Die musikalischen Begegnungen in Böhmen mit «Wirtshausgeigern» und aufgeigenden Zigeunern beeinflussen den jungen Mann prägend. Schnelles, virtuoses Spiel ist in der Kunstmusik zu seiner Zeit verpönt. Es riecht zu sehr nach den genannten Musikern aus der niederen sozialen Schicht. Sein rebellischer Geist veranlasst ihn, auf solche «kleinen Standesunterschiede» keine Rücksicht zu nehmen. Seine Violinsonaten sprengen alle geigentechnischen Grenzen seiner Zeit. Nach dem Vortrag einer dieser Sonaten im Stift Lambach (O.Ö) wird Biber von Kaiser Leopold I sogar geadelt. Virtuoses Geigenspiel ist seither sogar in höchsten Kreisen salonfähig!